Green IT Strategie: Refurbished oder neue IT-Hardware?

Immer mehr Unternehmen stellen sich die Frage, wie ihre IT-Infrastruktur nachhaltiger gestaltet werden kann. Eine durchdachte Green IT Strategie ist dabei ein zentraler Baustein auf dem Weg zu einer nachhaltigen Unternehmens-IT. Besonders bei der Anschaffung von IT-Hardware wie Laptops, Tablets, Druckern, Scannern oder Thin Clients stellt sich die Frage: Lohnt sich der Neukauf oder bieten Reusing und Refurbishing bessere Ansatzpunkte für mehr Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und reduzierte Umweltbelastung?

7 Q7 A5064

Green IT: Strategisch und ganzheitlich denken #

Eine erfolgreiche Green IT Strategie geht weit über Einzelmassnahmen hinaus. Sie basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz, der den gesamten Lebenszyklus von Hardware berücksichtigt – von der Produktion, über den Einsatz von Technologie, bis hin zur Entsorgung oder dem Recyceln einzelner Komponenten. Unternehmen, die frühzeitig Massnahmenplanung betreiben und die praktische Umsetzung fördern, leisten einen messbaren Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele.

Was bedeutet Reusing und Refurbishing konkret? #

Reusing beschreibt die direkte Weiternutzung gebrauchter, aber funktionsfähiger Geräte. Diese Strategie ist besonders effektiv, wenn Hardware wie Drucker, Scanner oder Monitore im internen Austausch erneut verwendet werden können.

Beim Refurbishing hingegen handelt es sich um eine strukturierte Wiederaufbereitung. Hierbei werden Geräte professionell geprüft, gereinigt, ggf. mit neuen Einzelkomponenten ausgestattet und wieder dem Markt zugeführt. Viele Anbieter stellen zudem Zertifikate wie Energy Star oder ISO 14001 aus, um die Nachhaltigkeit und Qualität der überarbeiteten Produkte zu dokumentieren.

Vorteile für Unternehmen #

Die Vorteile von Refurbished Hardware liegen auf der Hand: Sie hilft dabei, den Stromverbrauch, Kühlaufwand und Materialeinsatz zu senken. Gleichzeitig ermöglichen günstige Preise eine wirksame Erweiterung der Rechenleistung, oft ohne nennenswerte Einbussen bei der Qualität. Durch die verlängerte Nutzung sinkt der Fussabdruck der gesamten IT-Infrastruktur, da weniger Geräte neu produziert werden müssen und somit weniger Emissionen entstehen.

In vielen Fällen kann bei gleichem Budget sogar leistungsfähigere Hardware angeschafft werden, was gerade in der Übergangsphase zu ressourcenschonenden IT-Strukturen einen echten Mehrwert bietet. Unternehmen sparen dadurch nicht nur Geld, sondern leisten auch einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz.

Herausforderungen erkennen #

Trotz vieler Vorteile gibt es auch Herausforderungen. Nicht jede Applikation läuft effizient auf älteren Geräten. Manche Unternehmensbereiche benötigen hohe Rechenleistung oder müssen intern auf aktuelle Sicherheitsanforderungen reagieren. In solchen Fällen kann ein gezielter Neukauf strategisch sinnvoll sein, vor allem, wenn Geräte mit hohem Stromverbrauch durch energieeffiziente Alternativen ersetzt werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Messbarkeit: Nachhaltige IT-Massnahmen sollten auf einer nachvollziehbaren Datengrundlage beruhen. Ohne diese bleiben viele Initiativen unkoordiniert und wirkungslos. Hier helfen Standards, Zertifikate und Managementsysteme wie z.B. ISO 14001.

Cloud & Rechenzentren als ergänzende Lösung #

Ein weiteres zentrales Element moderner Green IT Strategien ist der Umstieg auf Cloud-Lösungen. Durch die Nutzung von Rechenzentren, die mit Ökostrom betrieben werden, lassen sich nicht nur Energieverbrauch und Kühlungsbedarf senken – auch die optimierte Auslastung sorgt dafür, dass Ressourcen effizient genutzt werden. Dies reduziert den Bedarf an lokaler Hardware und verbessert gleichzeitig die Skalierbarkeit der Systeme.

Flexible Cloud-Angebote erlauben zudem eine genaue Anpassung an den tatsächlichen Bedarf. Unternehmen können durch gezielte Optimierung überflüssige Prozesse vermeiden, neue Systeme schneller implementieren und ihren CO₂-Fussabdruck aktiv verringern.

  • Blog Grafik Green IT Strategie Orange

Entsorgung, Recyceln und Kreislaufwirtschaft #

Ein zentrales Element einer nachhaltigen IT Strategie ist auch der Umgang mit Geräten am Ende ihres Lebenszyklus. Hier geht es nicht nur um die Vermeidung von Schadstoffen, sondern um die aktive Teilnahme an einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Durch Kooperation mit einem zertifizierten Lieferanten können Altgeräte sicher gelöscht, fachgerecht entsorgt und in den Materialkreislauf zurückgeführt werden. Die dadurch eingesparten Rohstoffe und reduzierten Emissionen zahlen direkt auf die Nachhaltigkeitsziele ein und können im Rahmen des Reportings transparent dokumentiert werden.

Checkliste für die nachhaltige Entscheidungsfindung #

Die Auswahl zwischen Reusing, Refurbishing oder Neukauf sollte nicht aus dem Bauch heraus erfolgen, sondern auf Basis klar definierter Kriterien, die sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen. Eine fundierte Auswahl trifft man am besten mit Hilfe dieser Fragen:

  • Welche Hardware kann durch refurbished Varianten ersetzt werden?

  • Besteht eine ISO 14001-Zertifizierung beim Anbieter?

  • Wird das Rechenzentrum mit Ökostrom betrieben?

  • Gibt es ein internes Konzept für Entsorgung und Recycling?

  • Wie hoch ist der aktuelle Energieverbrauch der Systeme?

  • Lässt sich die Infrastruktur teilweise durch Cloud-Lösungen ergänzen?

Best Practices: So setzt Swisscom Green IT erfolgreich um #

Zahlreiche Schweizer Unternehmen zeigen bereits heute, wie eine ganzheitliche Green IT Strategie erfolgreich in der Praxis umgesetzt werden kann. Ein solches Beispiel ist die Swisscom.

Die Swisscom verfolgt eine ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategie: Alle eigenen Rechenzentren werden mit Ökostrom betrieben, moderne Kühlsysteme wie «Freecooling» und Abwärmenutzung senken den Energiebedarf erheblich. Bis 2035 will die Swisscom vollständig klimaneutral sein und die Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette auf Netto-Null bringen. Darüber hinaus bietet das Unternehmen gezielt Green ICT Lösungen an, unterstützt durch Klimapartnerschaften mit myclimate und innovative Tools wie den «Sustainability Software Radar» zur Analyse von CO₂- und ESG-Daten. Über eine Million alte Mobilgeräte wurden im Rahmen eines Rücknahmeprogramms bereits recycelt oder wiederaufbereitet – ein aktiver Beitrag zur Kreislaufwirtschaft.

Eine erfolgreiche Green IT Strategie ist also kein theoretisches Konzept, sondern bereits heute konkret und erfolgreich umsetzbar – mit ökologischem Mehrwert, wirtschaftlicher Effizienz und messbaren Fortschritten bei der Reduktion des IT-Footprints.

Zukunftsausblick: Green IT als Teil der Unternehmens-DNA #

Die grösste Herausforderung besteht häufig nicht in der Technik, sondern in der Operationalisierung. Es reicht nicht, Nachhaltigkeit zu initiieren, sie muss dauerhaft in Prozessen, Zielen und dem Management verankert werden. Nur so können Verbesserungsmassnahmen langfristig wirken. Zukunftsfähige Unternehmen entwickeln heute eine IT, die ökologisch tragfähig, wirtschaftlich sinnvoll und technisch skalierbar ist.

Der richtige Weg: flexibel, effektiv, nachhaltig #

Die nachhaltige Ausrichtung der Unternehmens-IT sollte stets auf konkrete Ziele abgestimmt sein. Besonders effektiv ist eine kombinierte Vorgehensweise: Der Einsatz von refurbished Hardware, die Nutzung von ökologisch ausgerichtetem Hosting mit Ökostrom sowie die gezielte Optimierung der Auslastung im Rechenzentrum können gemeinsam eine spürbare Wirkung entfalten. Ergänzend hilft der strategische Einsatz von Cloud-Lösungen, Ressourcen bedarfsgerecht zu skalieren und ungenutzte Kapazitäten zu vermeiden. Für mehr Nachhaltigkeit bei gleichzeitig hoher Effizienz.

Fazit #

Eine durchdachte Green IT Strategie betrachtet IT nicht isoliert, sondern als Teil einer ganzheitlichen Nachhaltigkeitsstrategie. Ob durch den Einsatz von refurbished Hardware, die Reduktion von Stromverbrauch, optimierte Entsorgung oder durch den Umstieg auf nachhaltige Cloudlösungen: Viele Unternehmen haben längst erste Verbesserungsmassnahmen initiiert. Jetzt geht es darum, diese in der Breite zu aktivieren, gezielt umzusetzen und in allen Unternehmensbereichen zu etablieren.

Kristina Laube IMG 2344
Bereit, Ihre IT nachhaltiger zu gestalten?